
Herstellung der Radioliganden
Personalisierte gezielte Radioligandentherapie ist komplex und zeitkritisch
Die Herstellung von Radioliganden ist ein extrem komplexer und zeitkritischer Prozess, da die Radiopharmaka innerhalb weniger Tage nach der Synthese direkt zu den Krebszellen „transportiert“ werden müssen. Darum geht es bei der personalisierten gezielten Strahlentherapie, einem „Game-Changer“ in der Onkologie. Ein eigenes Labor und hochqualifizierte Radiochemiker helfen uns, unsere Patienten zeitgerecht und mit der größtmöglichen Flexibilität zu versorgen.
Bildgebungs-Biomarker von Dual-Tracer-PET-MRT zur Prognose von klinisch signifikantem Prostatakrebs
Einige Prostatakrebsfälle entwickeln niemals Metastasen bzw. klinische Symptome und werden als klinisch insignifikant definiert. Eine exakte Diagnostik, die in der Lage ist, zwischen klinisch signifikanten und insignifikanten Läsionen zu unterscheiden, führt zum besseren Krankheitsmanagement. Die neuesten Forschungen unserer Arbeitsgruppe haben gezeigt, dass die kombinierte Hybridbildgebung mit [18F] Fluormethylcholin (FMC) PET und [68Ga]Ga-PSMAHBED-CC conjugate 11 (PSMA)-PET eine höhere Sensitivität für die Erkennung des klinisch signifikanten Prostatakarzinoms im Vergleich zur alleinigen multiparametrischen MRT erreichte. Das PSMA PET ist bei diesem Hybridansatz die führende Methodik und ist in dieser Hinsicht tatsächlich zuverlässiger als die alleinige MRT.
Wie viele Studien zur Radioligandentherapie (RLT) mit 177Lu-PSMA belegen, führt die Senkung des PSA-Wertes von über 50% zu einer statistisch signifikanten Erhöhung des Gesamtüberlebens. Die Ergebnisse unserer Klinik zeigen die Reproduzierbarkeit dieser Daten. Nach 3 Sitzungen von 177Lu-PSMA nimmt der PSA-Wert um durchschnittlich 68% ab. Die Erhaltung von Remissionen und die Steigerung der Lebensqualität unserer Patienten bleiben auch in Zukunft unsere Ziele.
Pluvicto® Zulassung durch EMA
Nach der FDA-Zulassung im März 2022, hat im Dezember 2022 auch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) Pluvicto® (Lutetium (177Lu) vipivotid tetraxetan) von Novartis für die gezielte Radioligandenbehandlung von Patienten mit metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom, das auf seiner Zelloberfläche PSMA aufweist (also PSMA-positiv ist), zugelassen. Die EMA-Zulassung beruht auf den Ergebnissen der Phase-III-Studie VISION, in der "die Radioligandentherapie mit 177Lu-PSMA-617 das bildbasierte progressionsfreie Überleben und das Gesamtüberleben verlängerte, wenn sie begleitend zur Standardversorgung bei Patienten mit fortgeschrittenem PSMA-positivem metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakrebs verabreicht wurde"[1]. Pluvicto® soll zusammen mit der Androgenentzugstherapie bei den Erwachsenen angewendet werden, die zuvor mit Androgenrezeptor-Signalweg-Inhibitoren bzw. Taxan-Therapie(n) behandelt worden waren. „Das Lutetium-177-PSMA wurde federführend vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Heidelberg und der Universität Heidelberg entwickelt.“[2]
[1] https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/nejmoa2107322
[2] https://www.krebsinformationsdienst.de/aktuelles/2022/news059-metastasierter-prostatakrebs-zulassung-pluvicto-lutetium-177-psma-617-europa.php
The European Award in Nuklearmedizin 2022
Wir freuen uns sehr mitzuteilen, dass unserem Kollegen Prof.Dr. Alexander Haug der „European Awards in Medizin“ im Bereich Nuklearmedizin verliehen wurde.
Interview mit einem Patienten, September 2022 (Englisch)
Beim Patienten A.G., 72 Jahre alt und selbst Molekularbiologe, wurde im September 2018 ein metastasiertes Prostatakarzinom diagnostiziert. Nach der konventionellen Standardbehandlung (Chemo- und antihormonelle Therapie) gab es noch Residuen des Primärtumors in der Prostata sowie Lymphknoten- und Knochenmetastasen. Bis heute hat sich A.G. im Laufe von drei Jahren 9 Sitzungen (3 Zyklen) der 177Lu-PSMA-Therapie unterzogen; beginnend mit einem neuen Zyklus sobald bei der Kontrolle mittels 68Ga-PSMA PET/CT PSMA exprimierende Läsionen detektiert wurden. Die Therapie war für A.G. äußerst erfolgreich: hohes Ansprechen und nahezu keine Nebenwirkungen. Die gezielte Radioligandentherapie bringt uns dem Ziel, Prostatakrebs zu einer weiteren behandelbaren chronischen Erkrankung zu machen und gleichzeitig eine hervorragende Lebensqualität zu erhalten, ähnlich wie z.B. bei Diabetes, ein großes Stück näher.
FAPi-basierte zielgerichtete Theranostik zur Behandlung von radiojod-refraktärem differenziertem Schilddrüsenkrebs
Die von dem All India Institute of Medical Sciences durchgeführte Studie der FAPi-basierten Therapie mit Lutetium-177 sollte die therapeutische Wirksamkeit und Sicherheit von 177Lu-DOTAGA.(SA.FAPi)2 in Patienten mit Radiojod-refraktärem differenziertem Schilddrüsenkarzinom untersuchen. 15 stark vorbehandelte (mindestens 2 Linien vorheriger Behandlung mit Lenvatinib und/oder Sorafenib) Patienten mit fortschreitender Erkrankung wurden auf der Grundlage von FAPi PET/CT ausgewählt. Mit 8-wöchigen Intervallen wurden durchschnittlich 3 Sitzungen mit je 2GBq durchgeführt.
TheraP-Studie vergleicht die Therapie mit Radioliganden 177Lu-PSMA-617 und die Chemotherapie mit Cabazitaxel
TheraP, eine Phase-II-Studie, in der die Therapie mit Radioliganden 177Lu-PSMA-617 und die Chemotherapie unter Verwendung von Cabazitaxel verglichen wurden, wurde mit einem klaren Vorteil der 177Lu-PSMA gegenüber der Chemotherapie abgeschlossen.
EAU aktualisiert ihre Prostatakarzinom-Leitlinien
Nach Abschluss der „Vision“-Studien beginnen die urologischen Fachgesellschaften nun schrittweise, ihre Prostatakarzinom-Leitlinien anzupassen, sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie. Die EAU empfiehlt jetzt:
- PSMA-PET/CT (mit Galium-68 oder Fluor-18) als genauere diagnostische Methode als CT und Knochenscan für die Stadienbestimmung des Hochrisiko-Prostatakarzinoms (PSA > 20 ng/ml oder GS > 7 oder klinisch tastbarer Tumor in beiden Lappen (cT2c)),
- 177Lu-PSMA als empfohlene Therapie der Wahl für vorbehandelte (ADT) mCRPC-Patienten mit einer oder mehreren metastatischen Läsionen, die einen hohen Grad an PSMA aufweisen (auf dem diagnostischen PET/CT-Scan mit radioaktiv markiertem PSMA).
https://uroweb.org/guidelines/prostate-cancer/summary-of-changes
Beides ist verfügbar in unserer Institution. Vereinbaren Sie jetzt Ihren Termin.
FAPI
Nukleartheranostik: Was kommt als nächstes?
Während die Theranostik das Gesamtüberleben und die Lebensqualität von NET- und Prostatakrebspatienten immens verbessert hat und zunehmend zum festen Bestandteil wird, arbeitet die Wissenschaft unermüdlich an der nächsten großen Sache – der krebsartübergreifenden Theranostik auf Basis des Fibroblasten-Aktivierungs-Proteins (FAP), das in den krebsassoziierten Fibroblasten (CAF) vorkommt. Für die Behandlung vieler häufig vorkommender Krebsarten wäre dies wirklich revolutionär. First-in-Human (Erstanwendung am Menschen) PET/CT-Studien mit 68Ga-FAPI haben hervorragende Ergebnisse gezeigt. Ein für die therapeutischen Zwecke besser geeignetes Ligandenderivat ist in Reichweite.
Knochenmetastasen, Prostatakrebs und Theranostik
Knochenmetastasen sind aufgrund der einzigartigen Mikroumgebung im Knochen häufige sekundäre Tumoren vieler Krebsarten wie Brust- (70%), Prostata- (85%), Lungen- und Nierenkrebs (40%). Krebs metastasiert meist ins axiale Skelett (d.h. Knochen des Rumpfes und des Beckens) und nicht ins appendikuläre Skelett (Gliedmaßen und Schulter- und Hüftgürtel) entlang der Verbreitung des roten Knochenmarks.
Ga-68 zeigt Überlegenheit gegenüber F-18 in PSMA-PET/CT zur Stadienbestimmung von Prostatakarzinoms
Aufgrund seiner längeren Halbwertszeit und höheren Produktionskapazität im Vergleich zu Gallium-68, wird Fluor-18 Isotop häufig zur Durchführung von PSMA-PET/CT in der Stadienbestimmung von Prostatakarzinoms verwendet. Die jüngste Studie zeigte jedoch die Überlegenheit von Ga-68 gegenüber F-18 infolge der fokalen unspezifischen Aufnahme von F-18 in den Rippen- und Beckenknochen. Ohne zusätzliche Nachuntersuchungen oder morphologische Korrelate kann dies als Knochenmetastasierung fehlinterpretiert werden. Während die unspezifische Aufnahme in anderen Geweben und die physiologische Aufnahme in den Ganglien herausgefiltert werden kann, führt die Knochenaufnahme tendenziell zu falscher Interpretation und Fehldiagnose. Knochenmetastasen treten ja bei 10% der Patienten mit dem neu diagnostizierten Prostatakarzinom und bei 80-90% der Patienten im fortgeschrittenen Stadium auf. Eine „Overstaging“ des Patienten kann zu mangelhaften Therapieentscheidungen führen, insbesondere bei einem biochemischen Rezidiv. Lesen Sie mehr.
PSMA Therapie mit restriktiverem Schema von nur 4-Wochen Abstand
Wie oft wird die Lu-PSMA-Behandlung durchgeführt? Der übliche Zyklus besteht aus 3 Therapiesitzungen mit einem Abstand von 6 bis 8 Wochen dazwischen. Unser restriktiveres Behandlungsschema von 3 anfänglichen Sitzungen mit einem Abstand von nur 4 Wochen dazwischen zeigte >80% Ansprechraten selbst bei stark vorbehandelten Patienten. Für diese Behandlung spielt es keine Rolle, wo die Metastasen sind: Lymphknoten, Knochen, Lunge, Leber oder sogar Tumor in der Prostataregion selbst. Die üblichen "Opfer" von PSMA-Liganden, die Speicheldrüsen und Nieren, sind unter diesem Schema nicht signifikant betroffen. Lesen Sie mehr darüber hier.
Andere wissenschaftlichen Publikationen unseres Teams zu diesem Thema finden Sie hier.
PSMA verbessert die Lebensqualität der Patienten mit Prostatakarzinom
Am Freitag, den 17. September 2021, gab Novartis die weiteren positiven Ergebnisse der VISION-Studie bekannt: die Therapie mit 177Lu-PSMA-617 verzögert das Fortschreiten körperlicher Beschwerden und das Einsetzen von Schmerzen bei Patienten mit mCRPC. Neben der Erhöhung der Gesamtüberlebensrate und der Verzögerung der Tumorprogression, verbessert diese bahnbrechende Therapie somit auch die Lebensqualität. Lesen Sie mehr
NCCN fügt PSMA-PET-Bildgebung zu Prostatakrebs-Richtlinien hinzu
National Comprehensive Cancer Network, eine Allianz von Krebszentren in den USA, deren Richtlinien in der Onkologie auf die Behandlung von Krebs angewendet werden, hat die 68Ga-PSMA-PET-Bildgebung zu ihren klinischen Praxisrichtlinien für Prostatakrebs hinzugefügt. Darüber hinaus, erkannte NCCN die hohe Präzision dieses Diagnosewerkzeugs als primäre alleinige Methode und strich die konventionelle Bildgebung als notwendige Voraussetzung für PSMA-PET. Lesen Sie mehr in Urology Times.
Ergebnisse der Phase-III-Studie VISION bekanntgegeben
Am 23. März 2021 gab Novartis positive Ergebnisse der Phase-III-Studie mit der Radioligandentherapie 177Lu-PSMA-617 bei Patienten mit metastasierten, kastrationsresistenten Prostatakrebs (mCRPC) nach vorheriger Taxan- und mehreren Androgenrezeptor-gerichteten Therapien (ARDT) bekannt.
Über eine mediane Nachbeobachtungszeit von 20,9 Monaten zeigte die Therapie eine um einen Median von 4,0 Monaten erhöhte Gesamtüberlebensrate sowie eine Verzögerung der Krebsprogression um einen Median von 5,3 Monaten bei Patienten, die sich einer Kombination aus 177Lu-PSMA-617-Behandlung und der besten Standardtherapie unterzogen hatten, im Vergleich zur Kontrollgruppe unter der besten Standardtherapie allein.
Die Vorteile der 177Lu-PSMA-617-Therapie zeigten sich unabhängig von der angewandten Standardtherapie, demografischen Merkmalen oder vom Krankheitsbild. Ein Rückgang des PSA um 50% bis 80% (PSA-Anstieg ist normalerweise mit Tumorwachstum verbunden) war in der 177Lu-PSMA-617-Gruppe ebenfalls signifikant häufiger.
Diese ermutigenden Ergebnisse veranlassten Novartis, neue Phase-III-Studien zu starten: bei Patienten, die sich noch keiner Chemotherapie unterzogen haben, und in einem noch früheren Stadium - die Kombination von 177Lu-PSMA-617 mit antihormoneller Therapie vs. antihormoneller Therapie allein.
Frontiers in Urology
Frontiers in Urology
Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Markus Hartenbach konnte die diagnostische Wertigkeit der PSMA PET/MRT bei Prostatakarzinoms zeigen
Arbeitsgruppe um Ass. Prof. Dr. Markus Hartenbach konnte die diagnostisch herausragende Wertigkeit der PSMA PET/MRT beim stanzbioptisch gesicherten Prostatakarzinoms zeigen. Moderne medizinische Bildgebung gibt genaue Aufschlüsse über die Ausmaße (Staging) des Prostatakarzinoms. Die PSMA-PET/MRT ermöglicht als sogenannte „One-Stop-Shop“-Methode ein exaktes Staging neu diagnostizierter Prostatakarzinome und führt zur Anpassung der Therapie. Das zeigt eine interdisziplinäre Studie der MedUni Wien, die nun im Top-Journal „Clinical Cancer Research” veröffentlicht wurde.
Arbeitsgruppe um Prof.Dr. Hartenbach demonstriert Überlegenheit der PSMA PET in der Diagnostik des Rezidivs des Prostatakarzinoms
Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Markus Hartenbach konnte die Überlegenheit der PSMA PET in der Diagnostik des biochemischen Rezidivs des Prostatakarzinoms auch bei niedrigen PSA-Werten zeigen. Es zeigten sich hervorragende Detektionsraten für die PSMA-PET in der Rezidivsituation: 65% für PSA-Werte zwischen 0.2 und <0.5 ng/ml, 85.7% für Werte zwischen 0.5 und 1 85.7 für Werte zwischen 1 und 2 und schließlich 100% für PSA-Werte über 2,0 ng/ml). Darüber hinaus wurde mittels eines geblindeten Tumorboards der Einfluss auf die Therapieentscheidungen im Vergleich zur Standardbildgebung (CT, MRT) untersucht. Hier konnte gezeigt werden, dass die PSMA-PET in einer enorm hohen Anzahl an Patienten (74.6%) das Therapiemanagement signifikant ändert und metastasengerichtete Therapien ermöglicht (86%). Die Arbeit wurde im Top-Journal „European Journal of Nuclear Medicine and Molecular Imaging“ veröffentlicht.
Markus Hartenbach gewinnt Oncology Council Young Investigator Award
Markus Hartenbach gewinnt Oncology Council Young Investigator Award der nordamerikanischen Fachgesellschaft für Nuklearmedizin.
Gemeinsame EANM/SNMMI PSMA PET/CT-Verfahrensrichtlinien für die Bildgebung von Prostatakrebs 2.0
EANM und SNMMI haben ihre gemeinsamen PSMA PET/CT-Verfahrensrichtlinien für die Bildgebung von Prostatakrebs mit den neuesten Informationen aktualisiert. "Diese Leitlinien unterstützen Ärzte bei der Empfehlung, der Durchführung, der Interpretation und der Berichterstattung der Ergebnisse des PSMA-Liganden PET/CT für die Erstdiagnose, die Stadienbestimmung und die Verlaufskontrolle von Prostatakrebs. ... Dieses Dokument berichtet über die Patientenauswahl, PET/CT-Bildakquisition, Bildinterpretation und die klinische Berichterstattung. Spezifische Ratschläge werden für die häufigsten verfügbaren PSMA-Radioliganden und für klinische Szenarien mit häufigem Einsatz von PET/CT gegeben, einschließlich Stadienbestimmung, Verlaufskontrolle und Beurteilung der Voraussetzungen für eine PSMA-Radioligandentherapie. "
Video: Molekulare Bildgebung 68Ga-DOTATATE und PRRT 177Lu-DOTATATE erklärt (Englisch)
Konferenz zur NET-Patientenaufklärung von NET Research Foundation über Theragnostik (PRRT), Stanford, US, März 2017